Nun ist er endlich da: der Tag, an dem Sie Ihren (vielleicht ersten) Extrem-Hindernislauf bestreiten möchten. Sie sind fit. Doch haben Sie wirklich an alles gedacht? Generell gilt natürlich, dass es sich bei einem Lauf dieser Art nicht um eine Wellnessveranstaltung handelt. Dennoch sind vor allem die großen Veranstalter mittlerweile dazu übergegangen, den Teilnehmern, zumindest abseits der Strecke, ein wenig „Komfort“ zu bieten.

Spinde, Duschen, Garderobe

Aufgrund der Tatsache, dass es durchaus nicht selten ist, einen Hindernislauf allein zu bestreiten, kann selbstverständlich nicht vorausgesetzt werden, dass sich Bekannte von Ihnen um Ihre Wertsachen kümmern, während Sie durch Matsch und Eiswasser waten. Daher offerieren viele Anbieter einen kleinen Garderobenservice, wo Sie zumindest Ihre frischen Klamotten und Ihre Wertsachen abgeben können. Die entsprechenden Märkchen müssen Sie dennoch an Ihrem Körper verstauen. Oftmals ist die Anzahl der Spinde, in denen Sie Ihre Wertsachen deponieren können, begrenzt. Hier kann es helfen, sich ein wenig früher auf den Weg zu machen.

Zudem stehen Ihnen in den meisten Fällen auch Duschen zur Verfügung. Deren Komfortfaktor sollte allerdings nicht überbewertet werden. Meist handelt es sich hier um kaltes Wasser, mit dem Sie die Schlammreste grob entfernen können. Das warme Duschen im Hotel macht mehr Spaß.

Versicherungstechnische Aspekte und „Bürokratie“

Viele Veranstalter lassen Ihnen vor dem Lauf eine Art „Vertrag“ zukommen. Dieses Schriftstück regelt, dass Sie niemanden dafür verantwortlich machen können, falls Sie sich beim Event verletzen und klärt Sie eingehend über die Risiken der Teilnahme auf. Auch wenn noch nicht alle Veranstalter dazu übergegangen sind, sich derartige Verträge unterschreiben zu lassen, sollte Sie ein solches Vorgehen nicht beunruhigen. Immerhin wissen Sie, worauf Sie sich einlassen, oder nicht?

Die Versorgung an der Strecke

Niemand verlangt von Ihnen, eine Distanz von beispielsweise circa 20 Kilometern ohne Wasser und den ein oder anderen Snack zurückzulegen. Da Sie auf der Strecke in regelmäßigen Abständen an Verpflegungsständen vorbeikommen, müssen Sie sich selbst nicht mit Energyriegeln und Co. belasten. Welche Stärkungen Ihnen hier genau zur Verfügung stehen, ist vom Veranstalter und dessen Kooperationspartnern abhängig. Während kleinere Events hier auf Obst zurückgreifen, dürfen Sie im Rahmen von größeren Läufen durchaus den ein oder anderen Eiweißriegel genießen. Checken Sie am besten im Vorfeld anhand des Streckenplans die Verteilung der Stände und passen Sie Ihren Laufstil entsprechend an!

Zur Betreuung an der Strecke gehört jedoch auch ein verlässliches Erste Hilfe-Angebot. So sollten an jedem Hindernis, und auch in den längeren Zwischenräumen, Ersthelfer zu finden sein, die Sie im Notfall direkt betreuen können. Gerade an den Wasserhindernissen ist deren Präsenz oft überdurchschnittlich hoch.

Was kann passieren?

Generell gilt natürlich, dass das Leben an sich schon ein Risiko darstellt. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Extrem-Hindernislauf zu verletzen natürlich ein wenig größer als beim Gang in den Supermarkt. So zählen unter anderem:

  • Krämpfe
  • Zerrungen und Brüche
  • Unterkühlung

zu den häufigsten Gründen, wenn es darum geht, einen Lauf vorzeitig beenden zu müssen. Um diesen Zwischenfällen vorbeugen zu können, ist festes Schuhwerk das A und O. Zudem sollten Sie immer auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium vor dem Lauf achten. Einer Unterkühlung wirken Sie am besten durch ausreichend Bewegung entgegen. Die Gefahr, dass die Körpertemperatur zu schnell fällt, ist vor allem nach einem Wasser- bzw. Eishindernis gegeben. Hier gilt: nicht ausruhen und stehenbleiben, sondern locker weiterjoggen! Sie trocknen schneller als Sie denken und Ihr Körper fährt entsprechend rasch auf Normaltemperatur zurück.

Die Zuschauer lieben Sie!

Das Besondere an einem Extrem-Hindernislauf ist auch, dass die Zuschauer mindestens genauso viel Spaß zu haben scheinen, wie Sie selbst. Euphorische Anfeuerungsrufe treffen hier oft vollkommen fremde Personen und treiben diese zu Höchstleistungen an. Besonders auffällig ist dies an den Hindernissen, bei denen es nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Mut erfordert, um sie zu passieren. Allzu oft stehen Teilnehmer verzweifelt in großen Höhen oder vor einem „Stromfeld“ und fragen sich: „Was mache ich hier eigentlich?“. Genau in diesen Momenten ist das Publikum Gold wert. Es wird gebrüllt, gesungen und gerufen… bis der letzte Funken Angst verschwunden ist und Sie sich einen Ruck geben.

Teamplayer vs. Egomane – die verschiedenen Teilnehmertypen

Jeder Sportler, der schon mindestens einen Extremlauf hinter sich gebracht hat, kennt sie: die unterschiedlichen Teilnehmertypen. In der Regel ist der durchschnittliche Hindernisläufer ein Teamplayer. Er:

  • hilft anderen, beispielsweise via Räuberleiter, über Mauern
  • feuert an
  • macht Mut
  • wartet, wenn es sein muss, geduldig auf sein Team und toleriert sogar die „Pinkelpause“ seiner Mitläufer.

Daher verzichten auch viele Veranstalter darauf, die Zeit der Läufer zu messen. Es geht nicht darum, einen Parcours möglichst schnell zu passieren. Vielmehr stehen Teamplay, das gemeinsame Erfolgserlebnis und die Erfahrung als ganze Gruppe im Zentrum. Es ist somit auch nicht verwunderlich, dass sich im Laufe eines Events auch gern mehrere Teams zusammenschließen, um dann gemeinsam die Ziellinie zu durchqueren und sich womöglich gleich für den nächsten Lauf zu verabreden.

Gerade bei den Events jedoch, bei denen am Ende aller Tage die Listen mit den Bestzeiten veröffentlicht werden, stehen für manche Teilnehmer der Ehrgeiz und die eigene Leistung über dem Teamspirit. Es geht darum, als Erster über den Heuballen zu kommen, durch die Strecke hindurch zu hechten und „Ruhm und Ehre“ zu erlangen. Für diese Teilnehmer bedeutet das Team in diesem Moment ziemlich wenig. Sofern der Veranstalter nicht die Zeit misst, tragen sie eine eigene Stoppuhr am Körper und versuchen sich als Alleinkämpfer.

„Fiese“ Hindernisse

Generell gilt, dass Sie sich mit einem optimalen Mix aus Ausdauer- und Krafttraining gut auf einen Lauf vorbereiten können. Nahezu jedes Event beinhaltet jedoch ein Hindernis, das mit den Ängsten der Teilnehmer spielt und auf das sich niemand wirklich vorbereiten kann. Ohnehin ist von Experimenten mit Stromschlägen auch dann abzuraten, wenn Sie schon jetzt wissen, dass diese, beispielsweise bei „Tough Mudder“ oder dem „Fishermen’s Friend Strongmanrun“ auf Sie zukommen. Hier geht es vielmehr darum, allen Mut zusammen zu nehmen und sich darüber bewusst zu werden, dass es bereits Tausende geschafft haben, genau diese Gemeinheiten zu passieren. Trotz allem Ehrgeiz sollte dennoch im Extremfall die Vernunft siegen. Gerade dann, wenn Sie beispielsweise einen Herzschrittmacher tragen oder nicht schwimmen können, sollte es selbstverständlich sein, diese Hindernisse zu umgehen. Keine Sorge! Alle Strecken sind auch dann noch spannend und fordernd, wenn Sie eine Station umgehen.

Die letzten Kilometer

Spätestens circa im letzten Dritten der Strecke spielen viele Teilnehmer mit dem Gedanken aufzugeben. Die Euphorie darüber, Hindernisse passiert zu haben, wird durch eine immer stärker werdende Müdigkeit ersetzt. Die Knochen tun weh, die Lust schwindet. Gerade dann ist es wichtig, in einer Gruppe zu laufen, die es schafft, sich auf den letzten Metern nochmal zu motivieren und alles zu geben. Wer hier anfängt, unkonzentriert zu sein, läuft nicht zuletzt auch Gefahr, sich zu verletzen. Gehen Sie daher die volle Distanz bewusst, freuen Sie sich auf das Ziel und die Jubelschreie der Zuschauer! Für einen Teilnehmer, der es so weit gebracht hat, stellen die letzten Kilometer auch kein wirkliches Hindernis mehr dar! Geben Sie alles und genießen Sie Ihren Erfolg! Sie haben ihn sich verdient.

Nach der Ziellinie – und nun?

Geschafft! Sie haben sich Ihre Belohnung in Form von Finisher Shirt, Bier oder Medaille redlich verdient. Trotz einer verantwortungsvollen Vorbereitung werden Sie jedoch wahrscheinlich spätestens am nächsten Tag den Muskelkater Ihres Lebens spüren. Jetzt ist es wichtig, den Körper zumindest einige Zeit, mindestens eine Woche, zu schonen, um danach gegebenenfalls wieder voll durchstarten zu können. Sie haben schon Lust auf den nächsten Lauf? Wunderbar! Genaugenommen müssen Sie nicht einmal ein Jahr warten. Mittlerweile werden in ganz Deutschland verschiedene Events angeboten, die Ihnen ein abwechslungsreiches Sportjahr bieten und sich bei Weitem nicht mehr nur auf die Zeit im Hochsommer beschränken. Extrem-Hindernisläufer sind wetterfest und bereit, auch ein paar Kilometer mehr zum Eventort zurückzulegen.

Extrem-Hindernisläufe – teilnehmen, laufen, „überleben“ und ankommen
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